RRS OM-1 Kameraplatte (BOM1-B), montiert an der OM System OM-1
Startseite » Fotografie » RRS OM-1 Kameraplatte: US-Ware unter der Lupe

RRS OM-1 Kameraplatte: US-Ware unter der Lupe

2. August 2023, zuletzt aktualisiert am 28. September 2023 – 2 Kommentare

Als Schnellwechselplatte für meine OM System OM-1 nutze ich die maßgefertigte Kameraplatte BOM1-B von RRS. In diesem Beitrag stelle ich das US-Produkt mit allen seinen Stärken und Schwächen sowie anhand zahlreicher Fotos vor. Außerdem sage ich, welche Alternativprodukte zur Verfügung stehen.

Kamera am Stativ: Schnell wechseln statt schrauben

Um eine Kamera am Stativ zu befestigen, existieren mehrere Möglichkeiten. Eine Vorgehensweise: Man verschraubt die Kamera über ihren Stativanschluss direkt mit dem Stativkopf. Das ist allerdings zeitraubend, mühselig – und, gerade wenn man häufig vom Stativ fotografiert, auch nervig.

Die Alternative ist, ein Schnellwechselsystem zu verwenden. Am bekanntesten ist das Arca-Swiss System, für das zahlreiche Hersteller kompatible (manchmal aber auch nur vermeintlich kompatible) Produkte anbieten. Das System nutzt das Prinzip der Schwalbenschwanz-Verbindung und besteht aus zwei Komponenten, die entsprechend ineinanderpassen: Platte und Klemme. Die Platte – auch Schnellwechselplatte, Schnellverschlussplatte, Wechselplatte, Adapterplatte, Stativplatte, Kameraplatte oder Bodenplatte genannt – wird an die Kamera geschraubt. Am Stativkopf sitzt die Klemme, in welche die Platte eingespannt wird. Die Befestigung der Kamera am Stativ gelingt so einfach, schnell und sicher.

RRS OM-1 Kameraplatte: 93 Gramm leicht und Arca-Swiss-kompatibel

An meinen Kameras sind in der Regel dauerhaft Arca-Swiss-kompatible Schnellwechselplatten angebracht. Für meine aktuelle Hauptkamera, die OM System OM-1, nutze ich die Bodenplatte BOM1-B des US-amerikanischen Herstellers Really Right Stuff (RRS). Dabei handelt es sich um eine passgenau für dieses Kameramodell gefertigte Platte, die im Set mit der vertikalen Komponente BOM1-LC auch als modularer L-Winkel erhältlich ist – für Stativaufnahmen sowohl im Quer- als auch im Hochformat.

RRS OM-1 Kameraplatte (BOM1-B), montiert an der OM System OM-1
Mithilfe der Kameraplatte BOM1-B von Really Right Stuff (RRS) lässt sich die OM System OM-1 an einem Stativ mit Arca-Swiss-kompatibler Schnellwechselklemme befestigen. – © Metzger

Gekauft habe ich die RRS OM-1 Kameraplatte, die in Lehi, Utah hergestellt wird und stolz die Herkunftsbezeichnung Made in USA trägt, beim deutschen RRS Fachhändler Augenblicke eingefangen. Als Importware ist sie dort nicht gerade günstig, um nicht zu sagen: ziemlich teuer. Für sein Geld (139,95 Euro zzgl. Versandkosten; Stand: April 2023**) bekommt man jedoch ein qualitativ hochwertiges Produkt mit zahlreichen Features.

** Zuletzt war die Platte bei Augenblicke eingefangen zum Aktionspreis von 114,95 Euro zzgl. Versandkosten zu haben.

Steckbrief: RRS OM-1 Schnellwechselplatte

  • Maßgeschneiderte Kameraplatte BOM1-B für OM System OM-1 mit Arca-Swiss-kompatiblem Klemmprofil
  • Abmessungen (L × B × H): 13,28 × 6,78 × 1,19 Zentimeter
  • Material: 6061-T6 Aluminium mit mattschwarz eloxierter Oberfläche
  • Gewicht: 93 Gramm inklusive Befestigungsschraube
  • Ausstattungsfeatures: Stativgewinde, QD-Aufnahme, R-Lock Bohrungen, Befestigungspunkt für Gurt oder Handschlaufe
  • Markierung der Sensormitte für Panoramafotografie (Lasergravur)
  • Vollständiger Zugriff auf das Akku-Fach
  • Verdrehsichere Befestigung an der Kamera
  • Mit der optional erhältlichen L-Komponente BOM1-LC lässt sich die Kameraplatte zum L-Winkel erweitern
RRS OM-1 Kameraplatte (BOM1-B): Oberseite
Die Bodenplatte BOM1-B von RRS ist ein hochwertiges Produkt mit zahlreichen Features. – © Metzger

In Kürze: Die Schnellwechselplatte ist aus Aluminium der Legierung 6061-T6 gefertigt und wiegt inklusive Befestigungsschraube 93 Gramm. Designt ist sie passgenau für das Gehäuse der OM-1. Nach der Montage sitzt sie verdrehsicher an der Kamera. Das Akku-Fach bleibt zugänglich. Ihre Schnellwechsel-Funktion erfüllt die Kameraplatte mit einem Klemmprofil, das Arca-Swiss-kompatibel ist. Weitere Funktionselemente sind auf der Unterseite angeordnet. Dazu gehören Stativgewinde, QD-Aufnahme, R-Lock Bohrungen und Gurt- bzw. Handschlaufen-Befestigung. Zum Schutz gegen Korrosion und Abrieb ist die Oberfläche der Platte mattschwarz eloxiert (im sog. Typ II-Verfahren). Für eine angenehme Haptik sind sämtliche Kanten abgerundet.

Die RRS OM-1 Kameraplatte im Detail vorgestellt

Auf ausgewählte Punkte möchte ich im Folgenden genauer eingehen. Das betrifft Lieferumfang und Montage, das speziell für die OM-1 angepasste Design, das Arca-Swiss-kompatible Schwalbenschwanz-Profil und die Ausstattungsfeatures auf der Unterseite. Außerdem erläutere ich, welche zwei Details die Entwickler meiner Meinung nach nicht optimal gelöst haben, warum die Platte in Deutschland so teuer ist und welche alternativen Produkte zur Verfügung stehen.

RRS OM-1 Kameraplatte (BOM1-B): Oberseite
Die Oberfläche der RRS Kameraplatte ist mattschwarz eloxiert. Sämtliche Kanten sind abgerundet. – © Metzger

Unboxing: Platte, Schraube, Schlüssel

Wer die RRS Schnellwechselplatte für die OM-1 kauft, erhält ein Päckchen, das vier Teile beinhaltet. Zum Lieferumfang gehören:

  • die Kameraplatte mit der Bezeichnung BOM1-B,
  • eine unverlierbare Befestigungsschraube (Senkkopfschraube; Gewindetyp: 1/4 Zoll 20 Gang UNC) mitsamt passendem Innensechskant-Winkelschlüssel (Schlüsselweite: 5/32 Zoll),
  • ein Kärtchen, das via QR-Code u.a. auf die Gebrauchsanleitung verweist.
Verpackung RRS OM-1 Kameraplatte (BOM1-B)
Artikelnummer AE21422: In dieser Verpackung liefert der Fachhändler Augenblicke eingefangen die RRS OM-1 Kameraplatte (BOM1-B) aus. – © Metzger
Lieferumfang der RRS OM-1 Kameraplatte: Bodenplatte BOM1-B, Befestigungsschraube, Inbusschlüssel und Kärtchen mit QR-Code
Lieferumfang der RRS OM-1 Kameraplatte: Bodenplatte BOM1-B, Befestigungsschraube, Inbusschlüssel und Kärtchen mit QR-Code. – © Metzger

Montage: Dank Pin verdrehsicher fixiert

Mit der beiliegenden Schraube und dem Innensechskant-Schlüssel lässt sich die Bodenplatte BOM1-B schnell und einfach am Kameragehäuse befestigen. Die Montage ist selbsterklärend und gelingt auch ohne Anleitung: Man legt die Platte deckungsgleich mit dem Kameraboden auf die Unterseite der OM-1 auf und verschraubt sie mit dem Stativgewinde der Kamera. Fertig.

Gut gelöst dabei: Bodenplatte und Kamera werden verdrehsicher miteinander verbunden. Dafür sorgt ein Pin, sprich: ein aus der Platte herausragender Stift bzw. Zapfen. Beim Auflegen der Platte greift dieser im Bereich des Griffwulsts in die entsprechende – eigentlich für den Batteriegriff HLD-10 vorgesehene – Vertiefung an der Kameraunterseite ein und stellt eine formschlüssige Verbindung her. In Kombination mit der Schraubverbindung sitzt die Schnellwechselplatte auf diese Weise unverrückbar an der Kamera.

RRS OM-1 Kameraplatte (BOM1-B): Detailansicht Montage-Pin
Sichere Montage: Der aus der Platte herausragende Pin sorgt dafür, dass Bodenplatte und Kamera verdrehsicher miteinander verbunden werden. – © Metzger

Passgenaues Design: Handgriff wird verlängert, Akku-Fach bleibt zugänglich

Auch über den Montage-Pin hinaus ist die Schnellwechselplatte so designt, dass sie der OM-1 wie angegossen passt. Hochpräzise mittels CNC-Technik gefertigt, folgt die Platte der Kontur des Kamerabodens und verlängert das Gehäuse auf diese Weise um 1,19 Zentimeter nach unten – wobei das Akku-Fach durch eine Aussparung zugänglich bleibt.

OM System OM-1: Unterseite
So sieht die Unterseite der OM System OM-1 aus. Gut zu erkennen ist die Vertiefung am Griffwulst, in die der Montage-Pin der Kameraplatte eingreift. – © Metzger
RRS OM-1 Kameraplatte (BOM1-B): Passgenau für die OM-1 gefertigt
Die Bodenplatte passt der OM-1 wie angegossen. Das Akku-Fach bleibt zugänglich. – © Metzger

Die genaue Passform hat zwei Vorteile: (1) Dank der durchgehenden Bodenplatte kann man die Kamera sicher abstellen, ohne dass sie wackelt. (2) Die Kameraplatte kann – mit gewissen Einschränkungen – als Griffverlängerung dienen, sprich: als Ablagefläche für den kleinen Finger. Am Kameragriff selbst findet dieser je nach Handgröße nicht immer Platz und hängt dann in der Luft.

Details sorgen für planen Sitz an der Kamera

Dass RRS beim Design der Schnellwechselplatte auch auf die kleinen Details geachtet hat, zeigen mehrere Vertiefungen auf der Plattenoberseite, die den planen Sitz der Kameraplatte an der Unterseite der OM-1 ermöglichen. Zu nennen sind hier zum einen die 3,85 Millimeter breiten Bohrungen an drei der vier Ecken. Diese nehmen die Abstell-Noppen auf, die sich unten an der Kamera befinden und den direkten Kontakt des Gehäuses mit der Oberfläche verhindern.

Hinzu kommt die abgesenkte Fläche mit den Maßen 5,2 mal 3,2 Zentimeter, die sich rund um das Durchgangsloch für die Befestigungsschraube erstreckt. Berücksichtigt haben die Entwickler hier, dass die Unterseite der Kamera in diesem Bereich minimal erhöht ist im Vergleich zur restlichen Bodenfläche.

RRS OM-1 Kameraplatte (BOM1-B): Bohrungen für Kamera-Noppen
Die drei runden Vertiefungen nehmen die Abstell-Noppen auf, die sich unten an der OM-1 befinden. – © Metzger

Klemmprofil: Die Schwalbenschwanz-Schiene als Herzstück

Kommen wir zum Herzstück der RRS OM-1 Kameraplatte, ohne das diese ihre Funktion als Schnellwechselplatte nicht erfüllen könnte: der Schwalbenschwanz-Schiene. Dabei handelt es sich um den unteren Teil der Platte, der entsprechend dem gegabelten Schwanz einer Schwalbe profiliert ist und sich längsseits ungefähr über die Breite des Kameradisplays erstreckt.

RRS OM-1 Schnellwechselplatte (BOM1-B): Detailansicht Schwalbenschwanz-Profil
Das Schwalbenschwanz-Profil von RRS ist Arca-Swiss-kompatibel. – © Metzger

Ihre Wirkung entfaltet die Schiene im Zusammenspiel mit einer komplementär geformten Klemme, die am Stativkopf angebracht ist: Spitz nach innen zeigende Spannbacken greifen in das Schwalbenschwanz-Profil ein und klemmen die Platte fest. So ist es schnell, einfach und sicher möglich, die Kamera am Stativ zu befestigen. Selbstredend nehmen alle RRS Schnellwechselklemmen die OM-1 Kameraplatte auf. Da RRS sein System auf Basis des verbreiteten Arca-Swiss Schnellwechselsystems entwickelt hat, sind dem Unternehmen zufolge aber auch Klemmen nutzbar, welche als Arca-Swiss-kompatibel gelabelt sind oder welche die Bezeichnung Arca-Swiss-style tragen – ein Freifahrtschein ist dies jedoch nicht.

RRS OM-1 Schnellwechselplatte (BOM1-B), eingespannt in Schnellwechselklemme
Sichere Verbindung: Die Kameraplatte wird mithilfe der Schwalbenschwanz-Schiene in die Schnellwechselklemme eingespannt. – © Metzger

Der RRS Schwalbenschwanz-Standard

Das Schwalbenschwanz-Design der RRS Kameraplatten basiert auf dem Klemmprofil des Arca-Swiss Systems: Im Querschnitt gesehen, ist der untere Teil der RRS Platten 3,81 Zentimeter breit. 1,9 Millimeter über der Unterkante beginnt links wie rechts eine Nut, die im Winkel von 45 Grad nach oben verläuft und auf einer Höhe von 4,83 Millimeter von einer geraden Fläche begrenzt wird. Die genaue Spezifikation des RRS Schwalbenschwanz-Standards sowie weitere Details zum RRS Schnellwechselsystem erläutert das Unternehmen auf seiner Website.

RRS Schwalbenschwanz-Design (Dovetail Standard)
Das Schwalbenschwanz-Design von RRS basiert auf dem Klemmprofil des Arca-Swiss Schnellwechselsystems. – © RRS (Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung)

Bei mir im Einsatz sind das Stativ Rollei C5i, bei dem eine Schnellwechselklemme bereits im Stativkopf integriert ist, sowie das Reisestativ Cullmann Nanomax 430T RB5.1 (nicht mehr erhältlich) mit darauf montierter Schnellwechselklemme Mengs CL-50S, zu deren Lieferumfang eine passende Universal-Schnellwechselplatte gehört. In beiden Klemmen sitzt die RRS OM-1 Kameraplatte ohne Probleme.

Stativ Rollei C5i (li.) und Reisestativ Cullmann Nanomax 430T RB5.1, jeweils ausgestattet mit Schnellwechselklemmen
Stativ Rollei C5i (li.) mit im Stativkopf integrierter Schnellwechselklemme sowie Reisestativ Cullmann Nanomax 430T RB5.1 mit darauf montierter Schnellwechselklemme von Mengs aus dem Platte-Klemme-Set CL-50S. In beiden Klemmen sitzt die RRS OM-1 Kameraplatte ohne Probleme. – © Metzger

Für Panoramabilder: Sensormitte markiert

An der Rückseite der Kameraplatte ist per Lasergravur die Sensormitte markiert. Nützlich ist die Angabe, wenn man unter Einsatz des entsprechenden Equipments professionelle Panoramabilder erstellen möchte (Stichwort: parallaxfreier Drehpunkt). Da die Schwalbenschwanz-Schiene im rechten Winkel zur optischen Achse der Kamera orientiert ist, lässt sich die Kamera innerhalb der Klemme nach links und rechts verschieben und exakt ausrichten.

RRS OM-1 Bodenplatte (BOM1-B): Sensormittenmarkierung
An der Rückseite der Schnellwechselplatte ist per Lasergravur die Sensormitte markiert. – © Metzger

Ausstattungsfeatures: Was die Unterseite der RRS OM-1 Platte zu bieten hat

Lohnenswert ist ein genauerer Blick auf die Unterseite der Kameraplatte. Hier sind mehr Features untergebracht, als man auf den ersten Blick vermuten würde.

(Ein Hinweis zur nachfolgenden Beschreibung der Plattenunterseite: Die Angaben vorne und hinten beziehen sich auf die Orientierung hin zur Vorder- bzw. Rückseite der Kamera bei montierter Platte. Ebenso ist mit unten und oben die Unter- bzw. Oberseite bei angebrachter Bodenplatte gemeint.)

RRS OM-1 Bodenplatte (BOM1-B): Ausstattungsfeatures auf der Unterseite (u.a. QD-Aufnahme, Stativgewinde, R-Lock Bohrungen und Befestigungspunkt für Gurt oder Handschlaufe)
Die Unterseite der RRS OM-1 Schnellwechselplatte: Zu den Ausstattungsfeatures gehören u.a. QD-Aufnahme, R-Lock Bohrungen, Stativgewinde sowie Befestigungspunkt für Gurt oder Handschlaufe. – © Metzger

QD-Aufnahme

Quick Disconnect (QD), auch Quick Detach (englisch für Schnelltrennung) genannt, bezeichnet ein Schnellkupplungssystem für (Kamera-)Gurte. Die QD-Aufnahme – dabei handelt es sich um die Buchse, die vorne an der Griffwölbung in die Bodenplatte integriert ist – ist das Gegenstück für den QD-Adapter, der am Gurt angebracht ist. Ein Beispiel für einen Kameragurt mit QD-Anschluss ist der Trageriemen MS4 QDM von Magpul, der eigentlich für Gewehre konzipiert ist. Über die Vorgängerversion MS4 Dual QD Sling Gen2 und deren Einsatz als Kameragurt hat Dan Carr von Shutter Muse einen interessanten Artikel (englischsprachig) geschrieben.

Stativgewinde

Hinten an der Plattenunterseite – in der optischen Achse der Kamera positioniert wie auch das weiter vorne befindliche Durchgangsloch für die Montageschraube – befindet sich ein Stativgewinde (1/4 Zoll 20 Gang UNC). Darüber lässt sich Zubehör anbringen, das ohne montierte Platte direkt am Kameragewinde befestigt würde. Das kann ein Kameragurt sein, wie Sun-Sniper Rotaball Pro von Sunbounce, oder die Handschlaufe Clutch von Peak Design, die oben über die Gurtöse und unten über eine flache, 38 mal 38 Millimeter große und Arca-Swiss-kompatible Montageplatte mit der Kamera verbunden wird.

R-Lock Bohrungen

Mit R-Lock (kurz für Rapid-Lock) hat RRS ein System entwickelt, welches den auf Kraftschluss basierenden Klemmmechanismus des Schnellwechselsystems um ein zusätzliches Sicherheitsfeature ergänzt. Die Klemme, z.B. RRS ARC-LR, ist mit einem beweglichen Pin ausgestattet, der in ein entsprechendes Loch an der Unterseite der Kameraplatte eingreift. Die Platte wird so auch durch Formschluss in Position gehalten. Ein weiterer Vorteil: Wenn der Pin einrastet, ist der Kamerasensor automatisch zentriert in der Klemme positioniert.

Die RRS OM-1 Bodenplatte verfügt über zwei der runden, 5,5 Millimeter breiten R-Lock Vertiefungen – eine vorne, eine hinten, eine links der optischen Achse der Kamera, eine rechts davon. So spielt es keine Rolle, von welcher Seite man die Kamera in die Klemme stellt.

RRS OM-1 Kameraplatte (BOM1-B): Unterseite
Auf der Unterseite der Kameraplatte sind mehr Features untergebracht, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Dazu gehören nicht zuletzt die QD-Aufnahme und die beiden R-Lock Vertiefungen. – © Metzger

Befestigungspunkt für Gurt oder Handschlaufe

Seitlich an der Griffseite, auf Höhe der Aussparung für das Akku-Fach, weist der Plattenrand unten auf einer Länge von 1,95 Zentimeter eine Vertiefung von 2,3 Millimeter auf. Die Randoberseite ist auf gleicher Länge eingeschnitten, hier 2,5 Millimeter tief. Durch den oberen Ausschnitt ist es möglich, eine Handschlaufe oder einen Gurt an der Platte anzubringen. Die untere Aussparung dient als Führung. Zudem sorgt sie dafür, dass Gurt oder Schlaufe nicht unter der Platte zum Liegen kommen, wenn man die Kamera abstellt.

Langloch für L-Komponente

Auf der dem Handgriff gegenüberliegenden Seite findet sich in Längsrichtung, etwas vertieft, ein Langloch mit den Maßen 29 mal 6,4 Millimeter. Über diese Aussparung wird die optional erhältliche L-Komponente BOM1-LC festgeschraubt, die in die entsprechend geformte Ausnehmung an der Plattenoberseite eingelegt wird und so die Bodenplatte zum L-Winkel erweitert.

Zwei Kritikpunkte: Die doch nur fast perfekte Kameraplatte

Nicht unerwähnt bleiben sollen zwei Schwachpunkte, welche die Kameraplatte aus meiner Sicht hat. Der eine Punkt betrifft das Plattendesign an der Innenseite des Handgriffs. Der andere bezieht sich auf die fehlende Aufbewahrungsmöglichkeit für den zur Montage erforderlichen Inbusschlüssel.

Bodenplatte als Griffverlängerung: (Kein) Platz für den kleinen Finger

Oben habe ich geschrieben, dass die RRS Bodenplatte der OM-1 wie angegossen passt. Das stimmt auch – bis auf eine Ausnahme: An der Handgriffinnenseite folgt die Kameraplatte dem Griffwulst nicht komplett zurück bis zum Kameragehäuse. Zirka 1,1 Zentimeter vorher macht sie eine Biegung und bildet vor der Unterkante der Kamera, zwischen Griff und Objektivanschluss, eine gewölbte Fläche aus, die vermutlich als Ablageplatz für den kleinen Finger gedacht ist.

RRS OM-1 Kameraplatte (BOM1-B): Ablagefläche kleiner Finger
Zwischen Handgriff und Objektivanschluss bildet die Platte eine gewölbte Fläche aus, … – © Metzger
RRS OM-1 Kameraplatte (BOM1-B): Ablagefläche kleiner Finger
… die man als Ablageplatz für den kleinen Finger nutzen kann. – © Metzger

Ich persönlich hadere etwas mit dieser hervorstehenden Fläche. Wenn ich die Kamera greife, stößt mein kleiner Finger regelmäßig gegen den Plattenrand, der in diesem Bereich nur zirka zwei Millimeter dick ist. Hinsichtlich der taktilen Wahrnehmung ist diese schmale Kante unangenehm.

Hinzu kommt, dass der Überstand die Möglichkeit einschränkt, den Plattenrand als Verlängerung des Handgriffs zu nutzen. Möchte man den kleinen Finger seitlich an der Platte ablegen, bleibt dafür nur der kurze Abschnitt vor der Biegung, der bündig mit dem Griffwulst verläuft. Das funktioniert zwar, ergonomischer wäre es für mein Empfinden aber, wenn man den Finger weiter nach hinten legen könnte.

RRS OM-1 Kameraplatte (BOM1-B): Griffverlängerung
Alternativ kann man den 1,19 Zentimeter hohen Plattenrand als Griffverlängerung nutzen. Die Ablagefläche für den kleinen Finger … – © Metzger
RRS OM-1 Kameraplatte (BOM1-B): Griffverlängerung
… ist jedoch begrenzt. Zur Verfügung steht nur das kurze Stück Rand, das bündig mit dem Griffwulst verläuft. – © Metzger

Kein Must-have, aber ein Nice-to-have wäre es schon: Magnethalterung für Inbusschlüssel

Weitaus kleiner ist das Manko, dass die RRS OM-1 Bodenplatte keine Halterung für den zur Montage erforderlichen Innensechskant-Schlüssel besitzt. Dieses Feature ist der optional erhältlichen L-Komponente BOM1-LC vorbehalten, die mit einer magnetischen Haltevorrichtung für das Montagewerkzeug ausgestattet ist. Freilich wäre es von Vorteil, wenn auch die Bodenplatte über eine solche Aufbewahrungsmöglichkeit verfügen würde – der Inbusschlüssel geht so nicht verloren und ist sofort griffbereit. Ich persönlich komme aber auch ohne dieses Ausstattungsfeature aus.

Wie oben erwähnt, lasse ich die Schnellwechselplatte für gewöhnlich dauerhaft an der Kamera montiert und bin daher nicht auf eine schnelle Verfügbarkeit des Innensechskant-Schlüssels angewiesen. Sollte ich ihn benötigen, finde ich ihn in einem Zubehörtäschchen, das in meiner Kameratasche deponiert ist.

Preis: Warum ist die RRS OM-1 Kameraplatte in Deutschland so teuer?

Auch die Investitionskosten könnte man auf die Liste der Negativpunkte setzen. Wer sich die RRS OM-1 Schnellwechselplatte kaufen möchte, muss nämlich tief in die Tasche greifen. Im Online-Shop Augenblicke eingefangen, der offizieller RRS Händler in Deutschland ist, habe ich, wie eingangs beschrieben, 139,95 Euro zzgl. fünf Euro für Verpackung und Versand gezahlt.

Der Produktpreis in Deutschland ist damit ungefähr doppelt so hoch wie in den USA, wo die Kameraplatte im RRS Online-Shop netto 75 US-Dollar (67,50 Euro; durchschnittlicher Wechselkurs im Juli) kostet – und das hat Gründe, wie Rada Wilczkowski, einer der Gesellschafter von Augenblicke eingefangen, auf meine Nachfrage mitteilt:

„Importware ist aufwändiger und teurer als Produkte, die innerhalb Europas gehandelt werden. Neben den dabei üblich anfallenden Kosten (Zoll, Versand, Steuern) sind natürlich weitere kaufmännische Faktoren berücksichtigt.“

Rada Wilczkowski, Gesellschafter Augenblicke eingefangen

Wer jetzt denkt, er komme vielleicht günstiger weg, wenn er die Kameraplatte direkt im RRS Online-Shop bestellt und sich nach Deutschland schicken lässt, der irrt: Wenn ich im Shop meine Anschrift eintrage, werden mir je nach gewählter Versandart Kosten in Höhe von 156,46 US-Dollar (zirka 141 Euro) oder 166,52 US-Dollar (zirka 150 Euro) angezeigt (Stand: Juli 2023) – und da sind die Einfuhrkosten noch gar nicht berücksichtigt.

Versandkosten nach Deutschland im RRS Online-Shop
Ein Direktkauf der RRS OM-1 Schnellwechselplatte in den USA lohnt sich nicht: Die Versandkosten liegen bei 81,29 US-Dollar (zirka 73 Euro) oder 91,32 US-Dollar (zirka 82 Euro). Zu berücksichtigen sind außerdem noch die Einfuhrkosten (u.a. Einfuhrumsatzsteuer). – © Screenshot reallyrightstuff.com

Ein Direktkauf bringt also keine Vorteile. Das gilt umso mehr, als Augenblicke eingefangen die Platte im Rahmen einer Rabattaktion zuletzt zu einem reduzierten Preis von 114,95 Euro angeboten hatte. Unabhängig davon sprechen laut Rada Wilczkowski folgende Punkte für einen Kauf bei dem Online-Fachhändler:

„Vorteile bei einem Kauf in unserem Shop: Bei Verfügbarkeit der Artikel wird schnell versendet, der Kunde hat bei Nichtgefallen ein 14-tägiges Widerrufsrecht. Bei Fragen vor und nach dem Kauf beraten wir die Kunden gern ausführlich, um für sie die optimale Lösung zu finden.“

Rada Wilczkowski, Gesellschafter Augenblicke eingefangen

RRS Alternative gesucht? Kameraplatten für die OM-1

Auch an meiner älteren Olympus OM-D E-M1 Mark II nutze ich eine Arca-Swiss-kompatible Schnellwechselplatte. Damals hatte ich einen passgenauen L-Winkel von Mengs gekauft, von dem ich nur die Bodenplatte verwende. Zirka 20 Euro kostete das in China hergestellte Produkt, das trotz minimaler Ausstattung meinen Ansprüchen voll und ganz genügt.

Für die OM System OM-1 hat Mengs kein entsprechendes Produkt im Angebot. Wem die RRS OM-1 Schnellwechselplatte zum regulären Fachhandelspreis von 139,95 Euro partout zu teuer ist, der findet jedoch Alternativprodukte anderer Hersteller in verschiedenen Preisklassen und Ausführungen. Im Folgenden eine kleine Auswahl (die Beschreibungen beruhen auf den Angaben der Hersteller):

Smallrig Kameracage 3498 für OM-1, E-M1 II und E-M1 III

Der Kameracage 3948 von Smallrig ist insbesondere für Videografen gedacht, kann aber auch für Fotografen auf der Suche nach einer Alternative zur RRS Kameraplatte interessant sein: Neben verschiedenen Befestigungsmöglichkeiten für (Video-)Zubehör verfügt der 120 Gramm schwere Halbkäfig an der Unterseite über eine Arca-Swiss-kompatible Schnellwechselplatte. Designt ist er so, dass er sowohl der Olympus OM-D E-M1 Mark II, der Olympus OM-D E-M1 Mark III als auch der OM System OM-1 passt. Der Kameragriff, das Akku-Fach und die seitlichen Anschlüsse bleiben jeweils komplett zugänglich. Nettes Feature: Der beiliegende Schlitzschraubendreher für die Montage lässt sich unten an der Schnellwechselplatte in einer magnetischen Haltevorrichtung aufbewahren. Zu haben ist das Produkt für 114,90 Euro inklusive Versandkosten (Stand: Juli 2023).

Smallrig Kameracage 3948 für OM-1
Der Kameracage 3948 von Smallrig ist an der Unterseite mit einer Arca-Swiss-kompatiblen Schnellwechselplatte ausgestattet. – © Smallrig (Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung)

Fotomo Bodenplatte: 3D-Druck von Moritz Moser

Der Fotograf Moritz Moser hat eine passgenaue Bodenplatte für die OM-1 designt, die er in verschiedenen Materialvarianten und Farben im 3D-Druck-Verfahren herstellt und zum Kauf anbietet. Sie eignet sich nach seinen Angaben (Youtube-Video) insbesondere als Griffverlängerung, aber auch zur Befestigung der Kamera in Arca-Swiss-kompatiblen Klemmen. Im Video ist zu sehen, dass die Fotomo Bodenplatte der OM-1 wie angegossen passt und das Akku-Fach zugänglich bleibt. Wie bei der RRS Platte ragt allerdings zwischen Handgriff und Objektivanschluss ein Teil der Platte über die Kontur des Kamerabodens hinaus.

Fotomo OM-1 Bodenplatte in der Materialvariante PC-CF
3D-Druck: Die Fotomo Bodenplatte für die OM-1 in der Materialvariante PC-CF. – © Metzger

Wichtig: Moser weist darauf hin, dass die verarbeiteten thermoplastischen Kunststoffe nicht die gleiche Stabilität haben wie Aluminium und mitunter empfindlich sind gegenüber UV-Licht.

Fünf Varianten stehen zur Wahl: Polycarbonat mit Kohlenstofffasern (PC-CF), robusteste Variante, 29,99 Euro; Polycarbonat (PC), 24,99 Euro; Polylactid mit Kohlenstofffasern (PLA-CF), 22,99 Euro; Polylactid (PLA), 19,99 Euro; Acrylnitril-Styrol-Acrylat (ASA), bessere UV-Beständigkeit, 22,99 Euro. Der Versand der Bodenplatte erfolgt als Paket oder Päckchen (zzgl. 5,49 Euro bzw. 3,99 Euro). Die erforderliche Montageschraube gehört zum Lieferumfang. Interessenten wenden sich an info@fotomo.eu.

L-Winkel Ollie von 3 Legged Thing

Der speziell für die OM-1 gefertigte L-Winkel Ollie des britischen Unternehmens 3 Legged Thing (3LT) lässt sich verdrehsicher an der Kamera montieren und ist so designt, dass das Akku-Fach sowie die seitlichen Anschlüsse zugänglich bleiben und sich auch das Display weiterhin ausklappen und drehen lässt. Die Befestigung in der Schnellwechselklemme erfolgt über das horizontale oder das vertikale Klemmprofil, das Arca-Swiss-kompatibel ist. An der Unterseite der horizontalen Schnellwechselplatte findet sich ein Stativgewinde, über das sich weiteres Zubehör anbringen lässt. Außerdem liefert 3LT einen Adapter mit, durch den sich der L-Winkel mit dem Kameraclip Capture (v3) von Peak Design nutzen lässt. Ollie wiegt 101 Gramm und ist in drei Farben lieferbar. Erhältlich ist der L-Winkel direkt bei 3LT oder bei mehreren Fachhändlern in Deutschland. Bei Enjoyyourcamera etwa beträgt der Preis 119,99 Euro (Stand: Juli 2023) zzgl. Versandkosten.

L-Winkel Ollie von 3 Legged Thing in der Farbvariante Grau
Der L-Winkel Ollie von 3 Legged Thing in der Farbvariante Grau und mit – per beiliegendem Adapter – angebrachter Peak Design Platte. – © 3 Legged Thing Ltd (Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung)

Ausklappbarer Griff von STC Optics

Der taiwanesische Hersteller STC Optics hat eine ausklappbare Griffverlängerung für die OM-1 entwickelt („Folding Grip for Olympus OM System OM-1“). Integriert ist der Klappgriff in einer Arca-Swiss-kompatiblen Bodenplatte, die vergleichsweise flach ist und sehr filigran wirkt. Das Gewicht gibt der Hersteller mit 72 Gramm an. Der OM-1 passt die Platte wie angegossen, das Akku-Fach bleibt zugänglich. Auf der Unterseite ist die STC-Platte mit einem Stativgewinde ausgestattet. Mit einer optional erhältlichen Seitenplatte lässt sie sich zum L-Winkel ausbauen. Der Netto-Preis für die Bodenplatte liegt bei 100 US-Dollar (90 Euro; Stand August 2023). Mit L-Komponente kostet das Produkt 120 US-Dollar (108 Euro). Hinzu kommen die Versandkosten in Höhe von 40 US-Dollar (36 Euro) sowie die Einfuhrkosten.

Universell einsetzbare Schnellwechselplatten

Zahlreiche Hersteller wie RRS, 3 Legged Thing, Kirk, Sirui, Peak Design, Manfrotto, Mengs, Novoflex, Wimberley, Jobu, Gitzo, Leofoto, Markins, Sunwayfoto, Benro oder Promediagear führen Arca-Swiss-kompatible Schnellwechselplatten im Sortiment, die sich an unterschiedlichen Kameras anbringen lassen. Solche Universal-Bodenplatten sind deutlich günstiger als Platten, die für spezielle Kameramodelle angepasst sind. Geformt sind sie in der Regel rechteckig oder quadratisch. Dabei gilt: Je länger die Platte ist, desto wackelfreier lässt sich die Kamera abstellen – und desto mehr Spielraum hat man, um die Platte sicher in der Klemme zu positionieren.

Ich selbst besitze als Universalplatten die 38 mal 38 Millimeter große Peak Design Platte (als Komponente der Handschlaufe Clutch) sowie, wie oben erwähnt, eine 50 mal 38 Millimeter große Schnellwechselplatte von Mengs, die ich unter der Produktbezeichnung Mengs CL-50S im Set mit der dazu passenden Klemme gekauft habe – und zwar für weniger als 20 Euro.

Universal-Schnellwechselplatte aus dem Platte-Klemme-Set Mengs CL-50S, montiert an der OM-1
Universallösung: Die Schnellwechselplatte von Mengs aus dem Platte-Klemme-Set CL-50S ist an unterschiedlichen Kameras einsetzbar. – © Metzger
Universal-Schnellwechselplatte aus dem Platte-Klemme-Set Mengs CL-50S, montiert an der OM-1
Da die Mengs Platte nicht sehr lang ist, lässt sich die Kamera nicht wackelfrei abstellen. – © Metzger

Fehlt was?

Habt ihr Fragen oder Anmerkungen zum Artikel? Wollt ihr mehr wissen über die RRS OM-1 Schnellwechselplatte oder die Produktalternativen? Dann hinterlasst einen Kommentar oder schreibt mir eine E-Mail.


Beitrag veröffentlicht am

in

,

von

// zuletzt aktualisiert am 28. September 2023

Kommentare

2 Antworten zu „RRS OM-1 Kameraplatte: US-Ware unter der Lupe“

  1. Avatar von David

    Danke fürs Recherchieren und zusammentragen der Informationen. Ich wollte mehr zu den Kameraplatten von RRS erfahren und das ist hier definitiv möglich.

    1. Avatar von Matthias Metzger

      Hallo,
      danke für dein Lob. Freut mich, wenn der Beitrag dir weitergeholfen hat.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert