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Trumpetscout Peter Mußler im Interview

24. März 2024 – 2 Kommentare

Porträts, Tests, Wissensartikel: Peter Mußler (40) hat mit Trumpetscout eine Plattform für Trompeter aufgebaut, die ihresgleichen sucht. Ich habe mit ihm ausführlich über sein Hobby gesprochen – u.a. über das Ende 2020 verkündete Ende dokumentierter Trompetentests sowie über die vergeblichen Versuche, Till Brönner für ein Interview zu gewinnen.

Mehr als 30 Porträts und Interviews mit Größen aus der Trompetenwelt, mehr als 60 Instrumententests, außerdem zahllose akribisch recherchierte Wissensartikel – seit dem Jahr 2015 führt Peter Mußler als Trumpetscout ebenso informativ wie unterhaltsam durch die Welt der Trompete.

Während andere ein komplettes Geschäftsmodell darauf aufgebaut hätten, betreibt der Wahlösterreicher seine Plattform als unbezahltes Hobby. Warum schlägt Mußler aus seiner Arbeit keinen Profit und wie wurde er überhaupt zum Trumpetscout? Welche getestete Trompete war die beste und gab es einen Gesprächspartner, der ihn mit seiner Antwort komplett überraschte? In einem langen Interview, das wir im unter Musikern üblichen Duz-Ton geführt haben, habe ich mit Mußler über sein Dasein und seine Erlebnisse als Trumpetscout gesprochen. Auch zu seinem eigentlichen Beruf, seiner universitären Ausbildung sowie seinen musikalischen Aktivitäten und Ambitionen habe ich ihn befragt.

Startseite der Website trumpetscout.de
Die Startseite von trumpetscout.de. Das Hintergrundbild wechselt nach dem Zufallsprinzip. – © Screenshot Trumpetscout Website

Hinweis: Zur besseren Lesbarkeit habe ich das Interview in sieben Sinnabschnitte unterteilt. Vor jedem Abschnitt ist kurz zusammengefasst, welche Fragen und Antworten im Fokus stehen. Für mehr Informationen zu den im Gesprächsverlauf erwähnten Trompeten, Interviewpartnern und Sachthemen habe ich, wann immer es sinnvoll erschien, die entsprechenden Artikel auf Trumpetscout verlinkt.

Übrigens: Der Trumpetscout ist auch auf Youtube und Facebook zu finden.

Wie aus Peter Mußler der Trumpetscout wurde

Darum geht es: Warum sich Peter Mußler lange Zeit nicht für andere Trompeten als die Conn Connstellation interessierte, welche zwei Phasen in seinem Leben die Wechsellust befeuerten – und wann der Zeitpunkt gekommen war, die Plattform Trumpetscout ins Leben zu rufen und das gesammelte Trompeten-Wissen zu veröffentlichen.

Peter, deine Plattform Trumpetscout trägt den Untertitel „Trends, Tests & Interviews – das Magazin für Trompeten-Verrückte“. Würdest du dich selbst Trompeten-verrückt bezeichnen?

Ich würde es etwas einschränken. Ich habe großes Interesse an allem rund um die Trompete und kenne mich auf diesem Gebiet sicherlich aus wie mit wenig anderem. Aber „verrückt“, so weit würde ich nicht gehen. Es ist einfach ein großes Hobby, dem eine große Faszination fürs Trompetenspiel zugrunde liegt.

Wann hat diese Faszination angefangen?

Generell häuft man Wissen immer dann an, wenn man Interesse an etwas hat. Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, war ich insbesondere von zwei Dingen fasziniert: von Autos – und vom Trompetenspiel. Mittlerweile begleitet mich das Instrument seit 34 Jahren. Mit sechs Jahren hatte ich den ersten Unterricht.

Der junge Peter Mußler mit Trompete
Früh übt sich: Der junge Peter Mußler beäugt sein Trompetenspiel im Spiegel. – © Peter Mußler

Neben den Wissensartikeln sowie den Gesprächen mit herausragenden Trompetern sind die Trompetentests ein wesentlicher Teil deiner Plattform. Seit wann begleitet dich die Equipment-Frage und die Suche nach dem perfekten Instrument?

Die unterschiedlichen Trompeten und Marken hatten mich lange Zeit überhaupt nicht interessiert. Das lag an meinem Lehrer. Der predigte, dass die Conn Connstellation das einzig wahre Instrument sei. Diesem Instrument blieb ich dann auch lange treu, ebenso meinem Mundstück. Erst später kam die Wechsellust.

Wann war das?

Man muss zwei Phasen unterscheiden. Richtig gepackt hat es mich nach meinem Umzug nach Österreich im Jahr 2009. Hier, in Wien, lernte ich sehr viele Musiker kennen, die die unterschiedlichsten Marken spielten – von Benge bis Schilke. Das war für mich eine ganz neue Trompetenwelt. Dadurch verstärkte sich die Wechsellust noch einmal, die erstmals während meiner Adoleszenz-Phase aufgekommen war. Ich wollte möglichst viele dieser Instrumente ausprobieren.

Was weckte in der ersten Phase dein Interesse, andere Trompeten zu testen?

Rund um die Jahrtausendwende entwickelte sich das Internet enorm weiter. Das machte es einfacher, sich einen Überblick über die verschiedenen Hersteller am Markt zu verschaffen und sich über deren Instrumente zu informieren. Je mehr ich las, desto größer war das Interesse, die entsprechenden Instrumente auch auszuprobieren.

Der Segen des Internets. Heute kann man sich gar nicht mehr vorstellen, ohne digitale Unterstützung an Informationen zu kommen.

Ich erinnere mich an meine Kindheit zurück, als im örtlichen Musikverein die Zeitschrift des Blasmusikverbands ausgelegt war. Auf der Rückseite prangte eine Werbung von Musik Bertram in Freiburg, die auf das umfangreiche Sortiment des Händlers aufmerksam machte. Da waren so klingende Namen dabei wie Schilke und Calicchio. Cal… was?, dachte ich nur. Das Internet war insofern ein entscheidender Schritt, um sich besser informieren zu können – und auch, um einfacher an die Instrumente zu kommen.

Wann war schlussendlich der Zeitpunkt gekommen, als Peter Mußler zu Peter der Trumpetscout wurde?

Nachdem ich relativ viel Erfahrung mit verschiedenen Trompeten gesammelt hatte, entschied ich mich, selbst Testberichte zu schreiben und über die Instrumente zu informieren – im Glauben, dass ich das vielleicht besser kann als andere. Im Januar 2015 ging Trumpetscout online.

Trumpetscout Peter Mußler hinter dem Notebook bei der Arbeit
Der Scout bei der Arbeit: Seit dem Jahr 2015 führt Peter Mußler auf seiner Website durch die Welt der Trompete. Porträts, Instrumententests und Wissensartikel sind hier zu finden. – © Peter Mußler

Trompetentests: Die Suche nach dem Trauminstrument

Darum geht es: Warum der Trumpetscout keine neuen Testberichte veröffentlichen will, welche drei Instrumente ihm nach sechs Jahren dokumentierter Testerei besonders in Erinnerung geblieben sind – und bei welchen zwei Trompeten er bereut, dass er sie nicht behalten hat. Außerdem: Welches Equipment Peter Mußler aktuell nutzt und was sein Trauminstrument können muss.

Seitdem hast du auf der Seite mehr als 60 Testberichte veröffentlicht. Auf neue Beiträge in dieser Rubrik werden deine Leser allerdings verzichten müssen. Ende 2020 hast du angekündigt, die Rubrik „nach sechs Jahren dokumentierter Trompetentesterei“ nicht fortzuführen. Was sind die Gründe?

Der Aufwand ist zu groß gemessen daran, dass die Artikel von den Lesern nicht im gleichen Maß honoriert, sprich: gelesen werden wie etwa die Porträts. Hinzu kommt, dass es schwierig ist, bei Händlern und Trompetenbauern an Leihgaben für die Tests zu kommen. Denn ich möchte die Instrumente schon länger spielen, um ein profundes Urteil fällen zu können.

Keine Testartikel mehr vom Trumpetscout – das mag man kaum glauben.

Die Tür ist nicht komplett geschlossen. Als Fan von Vintage-Instrumenten hätte ich durchaus das Bedürfnis, dem einen oder anderen Klassiker noch einen Testbericht zu widmen. Zu den großen Namen gehören King Silver Flair, Martin Committee oder bestimmte Selmer-Modelle. An solche Instrumente muss man jedoch erst mal kommen.

Blicken wir auf deine Karriere als Trompetentester zurück. Wie viele Instrumente hast du in deiner Trompeterlaufbahn insgesamt bis heute angespielt?

Das ist eine gute Frage, die ich gar nicht beantworten kann. Es waren auf jeden Fall sehr viele. Wobei für mich eine andere Zahl spannender ist: die Anzahl der Instrumente, die man über einen längeren Zeitraum besessen hat und ausgiebig testen konnte. Aber auch da ist meine Buchführung lückenhaft. Eine intensive Wechselphase hatte ich auf jeden Fall, wie angedeutet, in meiner frühen Wiener Zeit, also noch in Vor-Trumpetscout-Zeiten.

Trumpetscout Peter Mußler bei der Arbeit an seiner Website
Mehr als 60 Testberichte hat Peter Mußler auf Trumpetscout veröffentlicht. Ende 2020 verkündete er das Ende der „dokumentierten Trompetentesterei“. – © Peter Mußler

Seitdem du deine Tests für Trumpetscout dokumentiert hast, welches Instrument hat den besten Eindruck hinterlassen?

In meiner Bewertung führt die TR501G, genannt WM, von der in Luxemburg ansässigen Firma Brass Sound Creation (BSC), hinter welcher der Japaner Tomomi Kato steht. Die hat sich mir als tolles Instrument eingeprägt und die hätte ich auch gern. Allerdings ist sie so teuer, dass ich nicht einsehe, sie mir zu leisten.

Was machen die Trompeten von Tomomi Kato aus?

Mit Tomomi Kato hatte ich mich länger per E-Mail ausgetauscht und ich habe ihn auch in seinem Atelier in Luxemburg besucht. Dabei erklärte er mir sein besonderes Konstruktionskonzept, welches intonatorische Mängel und Anspracheprobleme der seit dem 19. Jahrhundert tradierten Bauweise moderner Trompeten verbessern soll. Die TR501G empfand ich in diesen beiden Punkten als extrem gut.

Sind dir weitere Instrumente in Erinnerung geblieben?

Bei zwei Trompeten bereue ich, dass ich sie nicht behalten habe. Die eine war die Schagerl James Morrison eines Trumpetscout-Lesers, die ich zunächst getestet und dann für ihn verkauft habe. Die ging wahnsinnig gut in der Höhe. Im Nachhinein hätte ich sie gern selbst gekauft, für den aufgerufenen Preis habe ich sie nie wieder gefunden.

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Was hat dich am Kauf gehindert?

Ich bin schlichtweg zu wenig Sammler. Wenn das nächste, vermeintlich bessere Instrument kommt, gebe ich das alte ab – so schön es sich auch gespielt haben mag.

Welches ist das zweite Instrument, dem du nachtrauerst?

Das ist die Flip Oakes Celebration, die einem Freund von mir gehörte. Ich habe das Instrument ein dreiviertel Jahr gespielt, und auch nach dieser Zeit ließ der Honeymoon-Effekt nicht nach. Ich war richtig happy – allerdings wollte ich den verlangten Preis nicht zahlen. Jetzt spielt sie jemand anders.

Welche Trompete spielst du aktuell?

Wie erwähnt, habe ich ein Herz für Vintage-Instrumente. Nachdem ich vergeblich auf der Suche nach einer alten Conn 8B war, spiele ich jetzt seit der Corona-Zeit eine Olds Ambassador. Die geht wahnsinnig gut los und kann wirklich viel – gemessen daran, dass sie eine Schülertrompete im Wert von 350 Euro ist. Auch wenn das Slotting nicht optimal ist, finde ich sie super. Die Trompete schlechthin, die ich unbedingt behalten möchte, ist sie aber nicht. Die Suche nach dem perfekten Instrument geht weiter.

(Anmerkung: In der doch recht langen Zeitspanne zwischen dem Interviewtermin und der Veröffentlichung des Beitrags hat sich Peter Mußler wieder von der Olds Ambassador getrennt. Aktuell ist er mit einer K&H Topline mit Gelbmessing-Schallbecher unterwegs – und damit nach eigener Aussage „recht glücklich“.)

Trumpetscout Peter Mußler: Vor ihm liegt eine Eine Kühnl & Hoyer Topline mit Gelbmessing-Schallbecher
Wie lange bleibt er ihr treu? Vor dem Trumpetscout liegt eine Kühnl & Hoyer Topline mit Gelbmessing-Schallbecher. – © Peter Mußler

Was muss dein Trauminstrument können?

Die Ansprache muss gut sein, die Intonation darf keine Probleme bereiten – und natürlich sollte auch die Höhe funktionieren. Ich hätte gern eine Trompete, mit der ich zuverlässig ein a3 spielen kann, und zwar immer. Gleichzeitig muss sie auch in den unteren Registern schön klingen.

Warum lässt du dir nicht einfach eine Trompete individuell nach deinen Wünschen bauen?

Das ist eine gute Frage, die ich mir selbst noch nie gestellt habe. Ich glaube aber, dass meine Wünsche, adressiert an einen Trompetenbauer, in enorme Tüftelei und langes Experimentieren ausarten würden. Das zöge sich – wie bei Profis, die eine Signature-Trompete entwickeln – über Wochen und Monate. Zeit, die niemand bezahlt. Das muss das Gegenüber auch wollen. Aber prinzipiell bin ich hier offen, falls das jemand liest, der Instrumente herstellt. Ich glaube, dass ich sehr gut verbalisieren kann, was ich will und beim Spielen jeweils empfinde – ich wäre also eigentlich kein schlechter Entwicklungspartner.

Der Vollständigkeit halber: Welches Mundstück spielst du?

Für kommerzielle Gigs, wo es auch mal anstrengender wird, nutze ich das Bobby Shew Lead von Yamaha. Ansonsten spiele ich auf dem großen Schilke 17D4. Für den Bereich dazwischen bin ich auf der Suche. Es soll nicht so scharf klingen wie das Lead-Mundstück, aber auch jenseits von g2 eine leichte Höhe ermöglichen. In der Vergangenheit hatte ich längere Zeit das JK 205-2 aus der Serie Kölner Form von Josef Klier als Jazz-Mundstück gespielt. Dessen Klang war unglaublich weich und fluffig. Jetzt habe ich mir mal das Yamaha 14C4 gekauft. Das ist okay, aber ich habe zu wenig Gelegenheiten, es auch einzusetzen. Klassik spiele ich so gut wie nie und in der traditionellen Blasmusik eher Flügelhorn – und wenn es Trompetensignale sein müssen, greife ich wieder auf das Bobby Shew Lead zurück. Damit fühle ich mich auch jenseits eines c3 einfach sehr sicher.

Trompetergespräche: Wer auf der Liste noch fehlt

Darum geht es: Warum Thomas Gansch der beeindruckendste Gesprächspartner war, dem Trumpetscout beim Telefonat mit Wynton Marsalis die Nerven flatterten – und insbesondere die Trompeter als Vorbild dienen können, die auf ihrem Karriereweg eine Spielkrise zu überwinden hatten. Außerdem: Warum Peter Mußler noch vergeblich auf Rückmeldung von Till Brönner wartet, welche Trompeterinnen auf seiner Wunschliste für ein Interview stehen – und wie sich der Austausch mit den Profis auf sein eigenes Trompetenspiel auswirkt.

Auch wenn es keine (dokumentierten) Trompetentests mehr gibt – die Websitebesucher können sich weiterhin auf Wissensartikel sowie Gespräche mit Größen aus der Trompetenwelt freuen. Lass uns zunächst bei den Porträts bleiben. Was war die Motivation, diese Rubrik einzuführen? Was macht für dich den Reiz aus, mit Topprofis übers Trompetespielen zu sprechen?

Menschen sind prinzipiell immer interessanter als Dinge. Die Instrumente beziehungsweise deren Erbauer sind auch reizvoll, aber viel mehr sind es doch die Interpreten, die so artistisch, virtuos und technisch beeindruckend etwas vollbringen, was man selbst nicht vollbringen kann. Man möchte wissen, wie sie das machen, und von ihrem Wissen profitieren. Dabei ist es umso spannender, wenn ihre musikalischen Wege nicht schnurgerade nach oben verlaufen sind.

Als du mit der Rubrik begonnen hast, wie bist du mit den Profis in Kontakt getreten?

Anfangs hatte ich durch meinen damaligen Wohnort Wien die Möglichkeit, relativ einfach auf Topprofis zu treffen oder zumindest über Beziehungen an sie ranzukommen. Auch machten namhafte Trompeter im Rahmen von Konzertreisen Halt in der Stadt. Da ergab sich die Chance, sie anzusprechen.

Mit wem hast du dein erstes Interview geführt?

Das war Jumaane Smith, bis heute der Live-Leadtrompeter von Michael Bublé. Mit ihm habe ich mich – im Rahmen eines Konzertaufenthalts – in der Lobby eines Wiener Hotels getroffen. Er reagierte ganz offen auf meine Anfrage und sagte, ich solle vorbeikommen. Ich habe ihn als sehr bodenständig erlebt, als down-to-earth. Er hat mich auf einen Kaffee eingeladen, auch Michael Bublé selbst schaute während des Gesprächs vorbei. Das war schon irre.

Kommt ein Gespräch immer so einfach zustande?

Das ist mal so, mal so. Thomas Gansch zum Beispiel war ebenfalls sehr einfach für ein Gespräch zu gewinnen. Ich habe ihn angeschrieben und er hat zugesagt – ohne mich zu kennen und obwohl ich zu diesem Zeitpunkt kaum eine Referenz vorzuweisen hatte. Er ist ein sehr offener, kommunikativer Mensch und hat mich bereitwillig unterstützt. Das hat mir sehr geholfen. Zudem war es sehr interessant, was er zu erzählen hatte.

Thomas Gansch spielt Komponisten-Memory mit Peter Mußler
Thomas Gansch war für den Trumpetscout in mehrfacher Hinsicht ein beeindruckender Gesprächspartner. – © Peter Mußler

Und wenn es mal nicht so ist?

Natürlich gibt es hin und wieder Fälle, die ein bisschen kniffliger sind oder die eingehendere Planung erfordern, manchmal auch über Monate oder Jahre hinweg. Zum Beispiel möchte ich schon sehr lange ein Porträt über den slowakischen Trompeter Vlado Kumpan schreiben. Aus verschiedenen Gründen kam ein Treffen bis heute nicht zustande – obwohl die Einladung zu ihm nach Hause seit Längerem steht.

Bleibst du mit deinen Anfragen manchmal in einem vorgeschalteten Management hängen?

Mich interessieren mehrheitlich die Trompeter, die in der Branche als top gelten, aber keine Solokünstler sind, sich also auch nicht mithilfe eines Managements vermarkten müssen. Diese sind in der Regel direkt zu erreichen und reagieren locker auf Anfragen. Ist ein Management involviert, ist es in der Tat schwieriger, durchzudringen.

Wer fällt in diese Kategorie Trompeter?

Till Brönner, Chris Botti oder Wynton Marsalis fallen mir als Beispiele ein. Schier unerreichbar scheinen auch die Mitglieder des von Marsalis geleiteten Jazz at Lincoln Center Orchestra. Da würde ich gerne mit Leadtrompeter Ryan Kisor sprechen – aber kein Durchkommen. Auch in den sozialen Medien ist er nicht aktiv, wo ich ihn direkt anschreiben könnte. Als letztes Mittel bleibt mir in solchen Fällen nur der Versuch, den Kontakt über Mittelsmänner herzustellen – sprich: über Trompeter, die ich bereits interviewt habe. Mittlerweile verfüge ich über ein feines kleines Netzwerk.

Zumindest bei Wynton Marsalis warst du erfolgreich.

Ja, das Gespräch kam allerdings auf kuriose Weise zustande. Marsalis war mit besagtem Jazz at Lincoln Center Orchestra auf Tournee und machte mehrere Tage lang Halt in Wien. Einer meiner Leser passte ihn nach einem der Konzerte ab und sagte, dass es da jemanden gebe, der schöne Porträts schreibe. Marsalis erklärte sich für ein Interview bereit. Ich sollte mich telefonisch im Hotel melden und mich auf sein Zimmer verbinden lassen.

Und das hat geklappt?

Nachdem wir den Termin ein paar Mal verschoben hatten, kam das Gespräch tatsächlich zustande. Die Nacht davor hatte ich nicht gut geschlafen. Ich war sehr nervös. Es handelte sich schließlich um Wynton Marsalis. Dass das Gespräch auf Englisch stattfand und die Zeit sehr begrenzt war, war ebenfalls nicht förderlich für das Nervenkostüm.

Wynton Marsalis im Jahr 2009
Einer der bekanntesten Jazztrompeter der Gegenwart: Beim Telefonat mit Wynton Marsalis war Peter Mußler besonders aufgeregt. – © Eric Delmar, Wynton Marsalis

Wie bereitest du dich auf ein solches Gespräch vor?

Ich möchte niemandem Zeit stehlen, daher bereite ich mich bestmöglich auf die Gespräche vor. Die Grundrecherche umfasst, welche beruflichen Stationen jemand durchlaufen hat, wo jemand studiert hat und welche Lehrer jemand hatte. Ich habe Interesse an der Person – und das soll sie auch merken.

Nutzt du das Große Buch der Trompete von Friedel Keim als Recherchequelle?

Nein, das muss ich gestehen. Aber es könnte sein, dass ich da als Kind mal reingeschaut habe. Steht da ein Georg Weyerer drin? Das war mein Lehrer.

(Anmerkung: Georg Weyerer ist im Buch aufgeführt, in Band 1 auf den Seiten 137 und 764. Beschrieben wird er als „fantastischer Hochtonbläser“, der bekannt sei für seine unglaubliche, übers c4 hinausgehende Höhe.)

Mittlerweile finden sich mehr als 30 Porträts und Interviews auf Trumpetscout. Welches Gespräch ist dir besonders in Erinnerung geblieben?

Es waren viele interessante Gespräche dabei, herausheben möchte ich aber Thomas Gansch – nicht nur, weil er mir in der Anfangsphase von Trumpetscout durch seinen Namen zu einer gewissen Reichweite verhalf. Er hatte interessante Geschichten auf Lager und nahm kein Blatt vor den Mund, was eigene Schwächen und Tiefpunkte im Leben betraf. Gleichzeitig wusste er seine Gedanken unglaublich pointiert zu formulieren.

So jemanden wünscht man sich als Interviewpartner.

Ja, Thomas Gansch ist ein Entertainer und kann eine Geschichte gut erzählen. Das macht auch das Aufschreiben einfach. Trompetern, die nicht so extrovertiert und wortgewandt sind, muss man vieles aus der Nase ziehen. Bei Thomas war das überhaupt nicht der Fall und auch deswegen war er der meiner Meinung nach beeindruckendste Gesprächspartner. Interessant und nett waren sie aber alle. Niemand hat mich enttäuscht in dem Sinn, dass er nichts Neues zu sagen gehabt hätte oder er sehr unreflektiert gewesen sei. Mit vielen, insbesondere aus dem deutschsprachigen Raum, halte ich nach wie vor Kontakt.

Hat dich jemand mit einer Antwort komplett überrascht?

Auch da muss ich Thomas Gansch nennen. Ich kannte und kenne ihn nur als Top-Trompeter. Wenn dann einer wie er sagt, er sei kurz davor gewesen, das Studium abzubrechen, weil er nicht mehr spielen konnte, ist das schockierend: Man lebt in der Illusion, dass in einer Profikarriere der Weg ausnahmslos nach oben führt, und kann sich das kaum vorstellen. Und Gansch ist kein Einzelfall. Auch Roman Rindberger berichtete mir von einer tiefen Spielkrise, die er während seines Studiums hatte.

Thomas Gansch packt beim Treffen mit Peter Mußler seine Instrumente aus
Kaum vorstellbar: Thomas Gansch hatte vor dem Start seiner Karriere eine tiefe Spielkrise zu überwinden. – © Peter Mußler

Die Antworten haben also im ursprünglichen Wortsinn zu einer Enttäuschung geführt. Das ist doch eigentlich etwas Positives.

Tatsächlich sehe ich es als großes Verdienst der Porträts, dass sie zeigen: Der Weg geht nicht immer nur nach oben, manchmal macht es erst später klick. Gerade für junge Trompeter, die sich mit technischen Problemen konfrontiert sehen, ist das wichtig. Sie sollen verstehen, dass es in Ordnung ist, Krisen zu durchleben oder zunächst zu scheitern – man muss deswegen nicht aufgeben. Manchmal kann es zum Beispiel helfen, den Lehrer zu wechseln und sich neue Wege aufzeigen zu lassen.

Apropos: Ich könnte mir vorstellen, dass jedes Gespräch für dich auch eine Art Lehrstunde ist. Hat dich der Austausch mit den Profis als Trompeter weitergebracht?

Auf jeden Fall – zumindest bilde ich mir das ein. Die eigene Leistung einzuschätzen, ist ja immer schwierig.

Was konkret hast du aus den Gesprächen mitgenommen, was du für dein eigenes Spiel nutzen konntest?

Ich habe neue Sichtweisen sowie verschiedene Denk- und Übeansätze kennengelernt, die ich mit Blick auf mein eigenes Spiel reflektieren und hinterfragen konnte. Davon habe ich sehr profitiert – und natürlich versuche ich in meinen Artikeln das gesammelte Wissen so zu transportieren, dass auch die Leserinnen und Leser profitieren.

Schließt sich an das Gespräch manchmal eine Übestunde mit Instrument an?

Meine Trompete habe ich immer im Gepäck und wenn möglich, versuche ich schon mit meinen Gesprächspartnern gemeinsam zu spielen oder gewisse Problematiken anzusprechen. So häufig kam das bislang allerdings nicht vor. Meist treffe ich die Profis im Rahmen eines Konzertaufenthalts – für praktische Einheiten bleibt da keine Zeit. Anders war es bei Benny Brown oder Lorenzo Ludemann, die ich an ihren Wohnorten besucht habe. Da konnte ich das Instrument auch auspacken. Ludemann zeigte mir beispielsweise seine Überoutine „Die glorreichen Sieben“.

Ob zu Hause oder anderswo – ist es dir wichtig, deine Gesprächspartner persönlich zu treffen?

Ja, man bekommt ein ganz anderes Gefühl für den Menschen: wie wirkt er, wie sieht er aus, wie bewegt er sich, wie spricht er mit dir? Zudem kann man schöne Fotos machen – alles Vorteile bei einem persönlichen Treffen. Aber das ist der Idealfall, der sich nicht immer umsetzen lässt. So habe ich wahrscheinlich die Hälfte meiner Gesprächspartner nur aus der Ferne interviewt, weil ein Treffen aus logistischen Gründen nicht infrage kam. Der Erste in dieser Reihe war Tobias Weidinger.

Weidinger, Ludemann, Brown, Gansch, Rindberger, Marsalis, Smith und viele mehr – wonach wählst du eigentlich aus, wen du porträtieren möchtest? Die Liste herausragender Trompeter ist schließlich lang.

Das hängt eindeutig vom persönlichen Interesse ab. Hinzu kommt die Gelegenheit: Wenn jemand in der Stadt ist, der interessant sein könnte, dann kann man schon mal anfragen – zum Erfolg führt das aber nicht immer. Randy Brecker hatte einmal im Theater neben meiner damaligen Wohnung gespielt, aber nicht auf meine Anfrage reagiert.

Gibt es jemanden, mit dem du unbedingt noch sprechen möchtest? Wer steht auf deiner Wunschliste ganz oben?

Wen ich wirklich gerne hätte, ist Till Brönner. Wie oben angedeutet, habe ich auf meine Anfragen allerdings nie wirklich Rückmeldung bekommen. Möglicherweise reizt es ihn nicht, einer Special-Interest-Plattform mit einer vergleichsweise kleinen Leserzahl ein Interview zu geben. Aber man soll die Hoffnung ja nie aufgeben.

Till Brönner: Auftritt bei der Sternstunden-Gala 2018
Wann gibt er nach? Till Brönner, hier bei einem Auftritt im Rahmen der Sternstunden-Gala 2018, steht ganz oben auf der Wunschliste des Trumpetscouts für ein Interview. – © Stefan Brending, Till Brönner, CC BY-SA 3.0

Was würdest du ihn fragen?

Interessant sind immer die frühen Jahre, die Reise von Anbeginn bis zu dem Moment, wenn jemand groß in die Öffentlichkeit tritt. Danach wird es uninteressant, weil ja jeder die weitere Entwicklung selbst mitverfolgen kann. Ich nehme einmal den australischen Trompeter James Morrison als Beispiel. Über ihn weiß man eigentlich erst etwas ab dem Zeitpunkt, als er bereits ein Künstler von Weltformat war. Über die Zeit vorher würde ich gerne einmal mit ihm sprechen. Er steht auch auf meiner Liste der Wunschkandidaten für ein Interview. Die Schagerl-Jungs haben mir ein Treffen mit ihm auch schon länger versprochen – als Schagerl-Artist ist er ja häufiger in Österreich unterwegs.

Was ist eigentlich mit Trompeterinnen? Abgesehen von Selina Ott scheint das weibliche Geschlecht bei den Porträts etwas kurz zu kommen.

Tatsächlich sind Frauen auf Trumpetscout unterrepräsentiert. Das ist leider so. Die eine oder andere Trompeterin, die ich gerne porträtieren möchte, gibt es aber auf jeden Fall.

Wen hast du im Blick?

Da ist zum Beispiel die schwedische Multiinstrumentalistin Gunhild Carling, eine sehr interessante Frau. Ich war kurz davor, sie in Salzburg zu treffen – das hat dann aber doch nicht geklappt. Ebenso zu nennen ist die englische Trompeterin Alison Balsom, die in meinen Augen unglaublich spielt und einen wahnsinnig schönen Ton hat. Und nicht zuletzt Liesl Whitaker, die bei den Jazz Ambassadors und der Big Band der U.S. Army grandios die Leadtrompete bläst. Trotz aller Gleichberechtigung ist es doch erstaunlich, wenn sich eine Frau in einer Big Band an der ersten Stimme durchsetzt. Gleichzeitig zeigt ihr Beispiel: Leadtrompete hat nichts mit Kraft und Körperlichkeit zu tun, es kommt auf die Technik an.

Alison Balsom im Jahr 2013 in den Londoner Abbey Road Studios
„Einen wahnsinnig schönen Ton“ bescheinigt der Trumpetscout der englischen Trompeterin Alison Balsom. – © Hales7000, Alison Balsom, CC BY-SA 3.0

Weißt du, ob auch Profis deine Porträts über andere Trompeter lesen?

Manche lesen sie wahrscheinlich erst, wenn ich sie für ein Interview anfrage, aber generell hat die Seite nach meinem Kenntnisstand auch unter Profis einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht. Das gilt insbesondere für die jetzige Generation junger Berufstrompeter, für die Trumpetscout während ihres Studiums eine Anlaufstelle war, um sich darüber zu informieren, wie andere Trompeter üben, denken, handeln. Feedback erhalte ich auch zu den Trompetentests. Es melden sich Profis bei mir, die auf der Suche nach einer neuen Trompete auf Trumpetscout gelandet sind – oder weil sie gelesen haben, wie ich die Trompete beschreibe, die sie selbst spielen oder die sie mitentwickelt haben. Solche Rückmeldungen freuen mich natürlich.

Diese Bekanntheit hilft dir wahrscheinlich bei deinen Anfragen.

Ja, zumindest im deutschsprachigen Raum ist das hilfreich. Da gibt es nicht mehr die großen Probleme, jemanden für ein Interview zu gewinnen – Till Brönner ausgenommen. Ich hatte auch mal überlegt, die Inhalte mittels automatischer Übersetzung in die englischsprachige Welt zu tragen. Da in meinen Beiträgen die Sprache jedoch besonderes Gewicht hat, ist das schwierig. Da wäre eine professionelle literarische Übersetzung sinnvoll – doch die ist mir zu teuer. Hätte ich Ambitionen, von Trumpetscout leben zu wollen, wäre das sicher der richtige Schritt gewesen – aber da hätte ich mich schon vor Jahren anders entscheiden müssen.

Wissensartikel: Fakten mit subjektiven Eindrücken

Darum geht es: Warum der Trumpetscout bei seinen Wissensartikeln am liebsten im Konjunktiv bleibt, bei welchem Thema er heftigen Widerspruch erlebte – und warum bei Modifikationen das persönliche Spielempfinden manchmal wichtiger ist, als es objektive Messdaten zeigen könnten. Außerdem: Wie sich mit der Stopperschraube am dritten Zug das Ansprechverhalten des Instruments beeinflussen lässt.

Zum Thema Vermarktung, oder besser: Nicht-Vermarktung, kommen wir gleich. Zunächst soll es um die dritte Rubrik deiner Seite gehen, die Wissensartikel. Diese befassen sich zum Beispiel mit dem Trompetenmundstück und seiner Auswirkung auf Klang, Ausdauer und Range, dem Einfluss des Schallstücks auf Klang und Ansprache oder dem Feintuning der Gap, des Abstands zwischen Mundstückausgang und Mundrohreingang. Ziehst du für diese Artikel Experten zurate oder gibst du deine persönliche Erfahrung wieder?

Ich lese viel, unterhalte mich mit Experten – am Ende lege ich die Communis Opinio, die herrschende Auffassung, dar, die ich mit meiner persönlichen Erfahrung abgleiche. Sprachlich versuche ich dabei im Konjunktiv zu bleiben und so Raum für andere Meinungen zu lassen. Ich würde nie so weit gehen, etwas mit absoluter Gewissheit zu behaupten. Ich betreibe keine exakte Wissenschaft. Gerade wenn es um die Akustik geht, fehlen mir die Messmethoden. Da gehe ich von subjektiven Eindrücken aus.

Gab es denn schon mal Kritik an einem Artikel?

Einmal habe ich heftigen Widerspruch erlebt, und zwar zum Thema Sound. Ein Akustikprofessor teilte mir mit, dass manche Artikel zum Thema Klang den Sachverhalt nicht richtig darstellten. Solche Kritik nehme ich natürlich an und korrigiere mich gegebenenfalls im Nachhinein.

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Seit einiger Zeit bin selbstständig in der Werbebranche tätig. Also ich schreibe Werbetexte, entwickle Videokonzepte und dergleichen.

Wie viel Zeit bleibt dir da für die Arbeit an Trumpetscout?

In den vergangenen Jahren, seitdem ich beruflich stärker eingebunden bin, ist Trumpetscout etwas kurz gekommen. Habe ich früher am Wochenende einen Artikel geschrieben, sehne ich mich heute nach bildschirmfreier Zeit. Als ich mit der Arbeit an der Plattform begann, war das noch anders. Ich war Student, hatte viel freie Zeit und das kreative Schreiben war ein willkommener Ausgleich.

Was hast du studiert?

Germanistik, also die deutsche Sprache und Literatur.

Die Lust an der Sprache merkt man auf jeden Fall in deinen Texten.

Das Geheimnis ist, dass ich mich in meiner Kreativität nicht einschränken lasse: Meine Texte sind nicht suchmaschinenoptimiert. Wie lang ein Absatz sein darf, wie häufig ein Keyword vorkommen sollte – ist mir alles egal. Ich schreibe verschachtelte Sätze und benutze Fremdwörter, wie ich es für richtig halte. Und diese Herangehensweise hat sich als Erfolgsrezept herauskristallisiert. Die Leser wissen den Schreibstil zu schätzen – zugleich werden die Beiträge über Suchmaschinen gefunden. Qualität setzt sich durch.

Wenn wir gerade bei der deutschen Sprache sind: Du hast eingangs gesagt, dass du im Jahr 2009 nach Österreich umgezogen bist. Hättest du das nicht erwähnt – von deiner Aussprache her hätte ich nicht auf deine deutsche Herkunft schließen können. Wie hat sich deine sprachliche Sozialisation vollzogen?

Ich komme aus dem südwestdeutschen Raum und habe einen starken alemannischen Dialekt. Akzentfreies Hochdeutsch kann ich gar nicht sprechen. Nachdem ich zunächst in Deutschland studiert hatte, bin ich vor 14 Jahren an die Universität Wien und damit in den Sprachraum der bairischen Dialekte gewechselt. Sprachlich habe ich mich sehr schnell assimiliert. Manche Österreicher in meinem Umfeld haben gar nicht wahrgenommen, dass ich Deutscher bin.

Trumpetscout Peter Mußler Porträtfoto
Peter Mußler hat seine Heimat in Österreich gefunden – auch sprachlich. – © Peter Mußler

Im Rampenlicht: Peter Mußler, der Musiker

Darum geht es: Auf welchem Level Peter Mußler sein Hobby betreibt, warum er am liebsten mit Trompetern zusammenspielt, die besser sind als er selbst, – und wie er in den vergangenen Jahren auch die ihm als Kind verhasste böhmisch-mährische Blasmusik zu lieben gelernt hat.

Kommen wir zum Abschluss zu Peter Mußler, dem Musiker. Wie professionell betreibst du das Trompetespielen?

Grundsätzlich ist es ein Hobby. Daran ändert auch nichts, dass ich in den vergangenen zehn Jahren fast ausschließlich Gigs gespielt habe, für die ich bezahlt wurde. Ich nehme solche Auftritte zwar sehr ernst und habe die Erwartung an mich, wie ein Profi abzuliefern – um dann im besten Fall erneut engagiert zu werden. Es wäre aber vermessen, von einer Profi-Existenz zu sprechen. Von der Musik gelebt habe ich allerdings tatsächlich einmal. Das war während meiner Zeit als Student in Wien – da hat mich das Trompetespielen einige Jahre über Wasser gehalten.

Kann man daraus schließen, dass du häufig mit sehr guten Mitmusikern zusammenspielst?

Ich spiele am liebsten mit Trompetern zusammen, die besser sind als ich. Selbst der Star zu sein, finde ich langweilig. Schöner, aber auch herausfordernder ist es, mit guten Leuten zu spielen und seine Leistung an deren Niveau anzupassen. Gerade wenn man mit Profis spielt, erhält meiner Meinung nach auch das eigene Spiel einen Touch von Professionalität.

Gibt es Gruppen, in denen du fest mitspielst?

Vor Corona war ich Mitglied in einer Big Band, ebenso hatte ich in einem Blasorchester in böhmischer Besetzung gespielt. Aber mit Corona und meinen zunehmenden beruflichen Verpflichtungen hat sich das geändert. Jetzt spiele ich nur noch sporadisch mit, wenn ich für Gigs angefragt werde.

Spielst du auch klassische Musik?

Nein, um klassische Musik angemessen zu spielen, fehlt mir technisch und stilistisch die Herangehensweise. Das ist eine andere Welt – und für mich eine dunkle Untiefe. Da müsste ich mich ganz neu einarbeiten. Dass das durchaus möglich ist, habe ich bei der böhmisch-mährischen Blasmusik gesehen. Als Kind habe ich diese Art von Musik gehasst. Jetzt kann ich sagen, dass die Beschäftigung mit der traditionellen Blasmusik mein Repertoire in den vergangenen Jahren sehr positiv erweitert hat. Ich habe Gefallen an der Musik gefunden. Die swingende Melodie bei einer Polka mit dem Flügelhorn zu spielen – einfach wunderbar.

Danke, Peter, für das ausführliche Gespräch und dass du dir die Zeit dafür genommen hast.

Fehlt was?

Habt ihr Fragen oder Anmerkungen zum Interview mit Peter Mußler? Wollt ihr mehr wissen über Trumpetscout oder den Menschen dahinter? Dann hinterlasst einen Kommentar oder schreibt mir eine E-Mail.


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Kommentare

2 Antworten zu „Trumpetscout Peter Mußler im Interview“

  1. Avatar von Mike Müller-Hilcher
    Mike Müller-Hilcher

    Hallo Matthias,

    vielen Dank für dieses interessante Interview über einen Mann, der die, im Vergleich zu anderen Genres, recht kleine Welt der Trompeter quasi gefühlt über Nacht mit einem riesigen Schatz an Informationen über unser geliebtes Instrument und unserer Heros gebündelt bereichert. Bin selbst bereits Leser der ersten Stunde und habe schon einiges dazugelernt was ich selbst nicht wusste und trotz selbstständiger Recherchen wahrscheinlich nicht herausgefunden hätte.
    Vielen Dank dafür Lieber Peter und vielen Dank Matthias für dieses aufschlussreiche Interview.
    Mit musikalischen Grüßen
    Mike Müller-Hilcher

    1. Avatar von Matthias Metzger

      Hallo Mike,
      vielen Dank für dein Feedback. Es freut mich, dass du beim Lesen des Interviews offensichtlich genauso viel Freude hattest wie ich, als ich es führen durfte.

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